Stellen Sie sich vor, Ihre Website verschwindet. Nicht offline – sondern überflüssig. Klingt wie Science-Fiction? Ist es nicht. Das alte Internet, wie es die meisten kennen, verschwindet. Agenten übernehmen die Suche und der Traffic, einst eine wichtige Kennzahl bei der Beurteilung der Performance einer Website, geht in den Keller. Wir zeigen, was kirchliche Organisationen nun tun können.
Eine Website mit Startseite, Navigation und verschiedenen Unterseiten stammt aus einer Zeit, in der Informationen «gesammelt» und «abgerufen» wurden. Heute erwarten Menschen Antworten, am besten sofort und auf der richtigen Plattform. Digitale Ökosystem verändern sich dramatisch. KI-Systeme wie ChatGPT, Perplexity oder Deepseek ersetzen teilweise die klassischen Suchmaschinen. Auch Google selbst zeigt mittlerweile KI-generierte Antworten (sog. AI Overviews), die es erlauben, ohne weiteren Klick Informationen zu bekommen. Die jüngere Generation nutzt gar keine Browser mehr sondern sucht Inhalte auf TikTok oder ChatGPT. Das klassische Web verliert dadurch an Relevanz. Es wird zur Datenquelle im Hintergrund, nicht mehr zur ersten Anlaufstelle.
Ein besonders eindrückliches Beispiel liefert die Betreiberin des DIY-Blogs «Charleston Crafted», Morgan McBride. Laut einem Bericht von Bloomberg verlor sie nach der Einführung von AI Overviews über 70Prozent ihres organischen Traffics – obwohl ihre Inhalte weiterhin gut rankten. (Quelle: gravima).
Diese Entwicklung ist kein Ausnahmephänomen, sondern Teil eines größeren Trends: Laut einer Prognose des Marktforschungsunternehmens Gartner wird bis 2026 etwa ein Viertel des organischen Suchverkehrs wegfallen – nicht etwa durch weniger Interesse, sondern weil KI-gestützte Systeme wie Google SGE, ChatGPT oder Perplexity die Antworten direkt liefern, ohne dass Nutzerinnen und Nutzer noch eine Website besuchen müssen.
Was bedeutet das für Kirchen und kirchliche Organisationen?
Kirchliche Einrichtungen stehen seit jeher vor der Herausforderung, mit begrenzten Ressourcen digital sichtbar zu bleiben. Doch macht es überhaupt noch Sinn, in eine klassische Website zu investieren? Oder braucht es einen Paradigmenwechsel?
1. Überlegen Sie sich, wo Ihre Zielgruppe genau ist (Plattformdenken)
- Setzen Sie auf Social-Media als Erstkontakt. Instagram, Facebook, YouTube oder TikTok sind für viele Menschen die primäre Informationsquelle – auch für Glaubens- und Lebensfragen.
- Pflegen Sie Ihre Präsenz. Ein veralteter Google-Eintrag kann dazu führen, dass Menschen Ihre Kirche oder Einrichtung nie finden – oder denken, sie sei geschlossen.
- Nutzen Sie Messenger-Dienste aktiv. WhatsApp-Newsletter, Direct Messages oder Chats ermöglichen direkten Kontakt – viel persönlicher als jede Website.
- Sammeln Sie keine Besucher – bauen Sie Beziehungen. Lieber 100 engagierte Abonnenten auf Instagram als 1.000 flüchtige Websitebesucher pro Monat.
2. «Inhalte sind entscheidend für den digitalen Erfolg.»
«Content is King» – diese Aussage klingt mittlerweile überholt, ist aber aktueller denn je. Menschen möchten Antworten nicht «suchen», sondern direkt bekommen. Sie wollen inspiriert und berührt werden. Das geht nur über gute Inhalte. Nutzen Sie die Vielzahl an Möglichkeiten wie Reels, Podcasts, Umfragen und Posts. Google bietet mittlerweile Tools an, mit denen man KI-basierte Podcasts erstellen kann, darunter NotebookLM und andere Gemini-API-gestützte Anwendungen.
3. KI-Kompatibilität
Selbst die besten Inhalte nützen wenig, wenn sie nicht gefunden werden. Deshalb reicht es nicht aus, gute Texte oder Informationen auf Ihrer Website zu veröffentlichen – sie müssen auch so aufbereitet sein, dass Suchmaschinen und KI-Systeme sie verstehen und korrekt weitergeben können.
Ein zentraler Schlüssel dazu sind strukturierte Daten. Dabei handelt es sich um spezielle Markierungen im Quellcode Ihrer Website, die Informationen wie Termine, Orte, Personen oder Veranstaltungen standardisiert und maschinenlesbar kennzeichnen. Diese Auszeichnungen folgen dem weltweit anerkannten Standard von schema.org.
Durch strukturierte Daten können Suchmaschinen wie Google, Sprachassistenten wie Alexa oder Siri und KI-Modelle wie ChatGPT Ihre Inhalte nicht nur besser erfassen, sondern auch gezielt darstellen – z.B. als Veranstaltungshinweis in der Google-Suche, als Infobox in Karten oder als direkte Antwort auf eine Nutzerfrage.
Fazit
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Websites auch in zehn Jahren nicht komplett verschwinden. Sie werden sich aber verändern und vom Zentrum zur Datenquelle. Kirchliche Einrichtungen, die jetzt mutig neue Wege gehen, sichern sich Sichtbarkeit, Relevanz – und bleiben digital anschlussfähig.
Wir beraten Sie gerne.
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