Dem ein oder anderen ist es bestimmt schon aufgefallen. Bei der Sucheingabe bei Google erscheint seit Kurzem eine KI-generierte Antwort. Was im Interesse der Nutzerinnen und Nutzer ist, stellt Content-Produzenten und Websitebetreiber vor grosse Herausforderungen. Künstliche Intelligenz (KI) revolutioniert gerade still und leise, wie Menschen im Internet suchen – und stellt damit die gesamte Suchmaschinenlandschaft auf den Kopf. Doch was steckt hinter diesem Wandel, und welche Chancen und Risiken ergeben sich daraus? Eine kritische Einordnung.
Wie funktioniert Übersicht mit KI?
Google schreibt dazu auf dem deutschsprachigen Blog: «Für Übersicht mit KI wird generative KI verwendet. Diese Art von künstlicher Intelligenz erkennt Muster und Strukturen aus den Trainingsdaten und verwendet diese dann, um etwas Neues zu schaffen.»
Seit Jahren verfolgt Google das Ziel, Nutzeranfragen immer schneller und noch besser zu beantworten. Es gab neue Features wie den «Featured Snippets» oder dem «Knowledge Graph». Die neueste Evolutionsstufe geht jedoch noch weiter: KI-generierte Antworten erscheinen direkt über den organischen Treffern und liefern Nutzerinnen und Nutzern gleich eine umfassende Zusammenfassung, erstellt von KI auf Basis der wichtigsten Inhalte im Web.

Bei der Suche «Was feiern wir an Weihnachten» erhalten wir eine detaillierte und von KI erstellte Antwort. Für Nutzerinnen und Nutzer ist die Veränderung zunächst positiv. Sie sparen Zeit und erhalten schnell präzise Antworten. Allerdings birgt ein verändertes Suchverhalten auch Risiken, die wir kurz erläutern wollen:
- Weniger kritisches Hinterfragen: wird mir eine Antwort präsentiert, sinkt die Wahrscheinlichkeit, verschiedene Quellen zu vergleichen.
- Wissensmonopol: Google und KI-Modelle bestimmen, welche Informationen wie dargestellt werden.
- Verlust an Tiefe: Antworten, die von KI erstellt werden, fassen in der Regel nur zusammen – auf Kosten von Details und Kontext.
Für Content-Kreatoren und Websitebetreiber führt diese Veränderungen zu einem massiven Traffic-Verlust. Selbst bei Top-Rankings verzeichnen viele Websites bereits deutliche Einbrüche im Traffic. Ersten Studien aus Amerika zufolge sogar um bis zu 50 Prozent. Wenn die KI prominent die erste Bildschirmhälfte füllt, wandern klassische Suchergebnisse in den Bereich «below the fold» – sie sind erst durch Scrollen sichtbar. Weniger Traffic bedeutet im Umkehrschluss auch weniger Conversions, also Verkäufe, Leads oder andere Aktionen.
Wohin führt diese Entwicklung?
Webseiten werden sich anpassen müssen. Kürzere, prägnantere Inhalte können an Bedeutung verlieren, während tiefergehende, spezialisierte oder interaktive Formate (z.B. Videos) wichtiger werden. Weniger Traffic bedeutet weniger Investition in hochwertige Inhalte, was wiederum die Qualität des Webs insgesamt gefährden könnte. Wenn sich der Content nur noch darauf ausrichtet, KI-Futter zu liefern, verlieren Authentizität und Originalität. Eine KI-Antwort repräsentiert notwendigerweise eine Durchschnittsmeinung oder eine «wahrscheinlichste» Antwort. Minderheitenpositionen, alternative Denkansätze oder kontroverse Themen könnten seltener auftauchen.
Was könnt ihr tun?
Es gibt verschiedene Strategien, um sich anzupassen, die wir kurz skizzieren wollen:
- Technische Innovationen: Interaktive Inhalte, Videos, Podcasts oder datengetriebene Tools sind schwer zusammenzufassen und bieten einen grossen Mehrwert für Nutzerinnen und Nutzer.
- Content-Spezialisierung: Statt nur Antworten auf Standardfragen zu bieten, sollten Inhalte einzigartig sein, Perspektiven, Erfahrungen oder tiefe Analysen bieten.
- Community-Aufbau: Eigene Newsletter, gute Social-Media-Kampagnen oder auch Foren gewinnen an Bedeutung.
Die Integration von KI in die Google-Suche verändert die Spielregeln grundlegend. Für Nutzerinnen und Nutzer bedeutet das vor allem mehr Bequemlichkeit – auf Kosten von Vielfalt und kritischer Auseinandersetzung. Für Webseitenbetreiber ist die neue Realität eine grosse Herausforderung, die ganz neue Strategien verlangt. Es gilt, Synergien zu nutzen und Inhalte dort zu präsentieren, wo sie auch gesehen werden.